14. Oktober 2013 – Zeitzeugen

Podiumsgäste
Dr. h.c. Angela Rosengart
Dr. h.c. Eberhard W. Kornfeld

Moderator
Dr. Lukas Gloor, Direktor Stiftung Sammlung E.G. Bührle

Menschen, die bedeutende historische Ereignisse miterleben oder sie zu einem gewissen Masse mitgestalten, können von der Geschichte einzigartige Zeugnisse ablegen. Im Falle von Dr. h. c. Angela Rosengart und Dr. h. c. Eberhard W. Kornfeld erforderte diese Zeugenschaft ein grosses Engagement und ein unaufhörliches Interesse an den gesellschaftlichen und künstlerischen Vorgängen ihrer Zeit. Als Kunsthändler- und Sammler der klassischen Moderne sind beide nicht nur Experten auf ihrem Gebiet, sondern waren mit Persönlichkeiten wie Pablo Picasso, Marc Chagall, Alberto Giacometti und anderen befreundet.

Angela Rosengart ist seit ihrem 17. Lebensjahr aktiv in den Kunsthandel eingebunden. Ab 1957 war sie neben ihrem Vater Siegfried Rosengart als Teilhaberin und ab 1985 als alleinige Inhaberin für den Fortbestand der Sammlung verantwortlich. Die 1992 gegründete Stiftung Rosengart soll die bedeutende Sammlung von über 300 Werken erhalten und in Luzern dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Nicht weniger bedeutend für die Rezeption der Moderne ist der Beitrag von Eberhard W. Kornfeld, der über sechzig Jahre als Auktionator, Kunsthändler, Autor und Mäzen aktiv ist. Zu seinen Tätigkeitsfeldern gehörten neben zahlreicheAuktionen und Wechselausstellungen auch das Verfassen diverser Werkverzeichnisse, wie jenes für Marc Chagall oder für die Druckgrafiken von Käthe Kollwitz, Giovanni Giacometti und Pablo Picasso.

Dieses jahrzehntelange Engagement und die Verbundenheit mit der Kunst und den Künstlern, dem nationalen und internationalen Kunstmarkt, den Museen, Galerien, Kennern und Sammlern sind von unbezahlbarem Wert. Im gemeinsamen Gespräch im Andlauer Hof konnten Erfahrungen geteilt und einzigartige Einblicke in das Kunstgeschehen des 20. und 21. Jahrhunderts gewonnen werden. Unter der Moderation von Dr. Lukas Gloor beteiligten sich zahlreiche Gäste an der offenen Diskussion und erweiterten ihre persönlichen Erfahrungen mit den wertvollen Berichten der beiden Zeitzeugen.

@ Diana Blome, Kunsthistorikerin

15. April 2013 – Sammler und Zeitgeist. Zeitgeist und Sammler

Podiumsgäste
Prof. Dr. Thomas Gaehtgens, Direktor Getty Reserach Institute Los Angeles
Dr. Uli Sigg, Kunstsammler

Moderator
Dr. Lukas Gloor, Direktor Stiftung Sammlung E.G. Bührle

Eine Kunstsammlung widerspiegelt stets den Geist ihrer Zeit und jede Zeit formt die Menschen und die Kunst, die aus ihr hervorgehen. Dieser Verschränkung entsprechen die im Titel genannten Schlagworte Sammler und Zeitgeist, aber wie bedingen und beeinflussen sich beide gegenseitig? Stellung dazu nahmen Prof. Dr. Thomas W. Gaehtgens, Direktor des Getty Research Institutes in Los Angeles sowie der Kunstsammler Uli Sigg. Moderiert wurden der Abend von Dr. Lukas Gloor, Direktor der Stiftung Sammlung E.G. Bührle in Zürich.

Das Sammeln im heutigen Sinne nahm seinen Anfang an der Wende zum 19. Jahrhundert, als der individuelle Privatmann damit begann, eine Collection particulière einzurichten. Der Zeitgeist, die Mentalität und Denkweise, seiner Epoche spielt dabei eine grosse Rolle, denn er verändert Werte, Stile und Geschmack. Der Sammler bestimmt den Fokus und den Zweck seiner Sammlung, den Aufbewahrungs- oder Präsentationsort und beschliesst, ob er sie öffentlich zugänglich macht oder nur für eine begrenzte Dauer zeigen will. Er entscheidet sich für ein bestimmtes Vorgehen, eine Ordnung, eine Hierarchie und ein Gesamtbild. Einhergehend mit der Sammlungs-Präsentation stellt sich damit auch immer die Frage, ob die Hängung von Bildern den Zeitgeist ihrer Entstehung widerspiegeln oder ob anstelle der historischen Nachahmung vielmehr ein neuer Blick auf die Inhalte gerichtet werden soll?

Als Direktor der Firma Schindler in China, ging es dem Sammler Uli Sigg in erster Linie darum, ein Abbild chinesischer Gegenwartskunst zu schaffen und einen eigenen Fokus zu setzen. Er sammelte eine grosse Anzahl Künstler, hochkarätige sowie auch unbekannte, und weckte dadurch erst in Europa – wie die über 40'000 Besucher der Ausstellung Mahjong im Kunstmuseum Bern bezeugen – das breite Interesse an zeitgenössischer chinesischer Kunst. Entsprechend spannend war an diesem Abend auch die Anwesenheit Jacques Herzog, der von Uli Sigg mit dem Bau eines eigenen Museums in Hongkong beauftragt wurde. Vor dem Hintergrund dieser Diskussion erscheint die Sammlung des Unternehmers und Kunstmäzenen besonders interessant, denn sie hält dem chinesischen Zeitgeist den Spiegel vor und prägt gleichzeitig jenen der europäischen Kunstszene.

@ Diana Blome, Kunsthistorikerin