2. September 2015 Kammerkonzert mit Viviane Chassot – Akkordeon solo

Künstlerin
Viviane Chassot, Akkordeon

Moderation
Roland Wächter, SRF 2

«Wenn Haydn gewusst hätte, was das Akkordeon kann» (Viviane Chassot)

Wie klingt es, wenn man die Seele der Musik aus der Vergangenheit in die Gegenwart holt? Eine Antwort darauf gibt die junge Schweizer Musikerin Viviane Chassot, der dieses Kunststück scheinbar mühelos auf ihrem Akkordeon gelingt. Ihre Finger rasen über die Tasten, ihre Armen lassen den Balg atmen und mit ihrem Kinn zieht sie alle Register. Dabei hört das Publikum, wie barocke, klassische und zeitgenössische Kompositionen polyphon durch den Raum klingen.

Roland Wächter, ehemaliger Musikredaktor des SRF 2, befragte Viviane Chassot zwischen den Stücken und erlaubte den Gästen, einen exklusiven Einblick in die Welt des Akkordeons zu gewinnen. Die Philosophie der Dialogues de l’Art, in der Tradition der Salonkultur Raum für einen intellektuellen Austausch zu schaffen, wurde so zum ersten Mal auch mit Musik ergänzt. Gedankt sei dafür der Erica-Stiftung, die mit ihrer grosszügigen Unterstützung diesen Abend möglich machten.

Die in Zürich geborene Musikerin Viviane Chassot beendete 2006 ihr Konzertdiplomstudium an der Berner Hochschule der Künste. Bereits als Kind faszinierte Sie der Klang des Akkordeons, jedoch hätte sie sich dazu eine andere Musik gewünscht. Lange Zeit eignete sich aber das Ende der 1820er Jahre entwickelte Instrument nur schlecht für ambitionierte Komponisten. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts wurde es von seiner Einschränkung auf Akkorde befreit, technisch weiterentwickelt und mit über achtzig Einzeltönen ausgestattet. Viviane Chassot, die sich mit Leib und Seele für Ihr Instrument engagiert, war selbst unmittelbar in den Bau ihres Akkordeons involviert. Um die bestmögliche Qualität zu erreichen, investierte sie drei Jahre Zeit, bevor sie das fertige Instrument mit einem Kasten aus Italien und mit Stimmzungen aus Russland in den Händen hielt.

Seitdem lotet Chassot das Potential ihres Akkordeons unaufhörlich aus. Sie transponiert Klaviersonaten von Domenico Scarlatti, Jean-Philippe Rameau oder Joseph Haydn – um nur wenige zu nennen – und eröffnet dem Hörer ganz neue Klang- und Vorstellungswelten. Das Repertoire reichte an diesem Abend von einer quirlig, virtuosen A-Dur Sonate Scarlattis über eine romantische « Waldszene » Robert Schumanns bis zu einer fesselnden und stürmischen Komposition von Stefan Wirth. Zusammen mit Chassot hatte Wirth das Stück ACEDIA erarbeitet, das die materiellen Bedingungen, Möglichkeiten und Grenzen des Akkordeons erkundet und ihm eine neue, unvertraute Tonsprache entlockt. Ein wahrhaft stürmischer Abend, der die Wandelbarkeit dieses Chamäleons der Töne erfahrbar machte und den Zuhörern bekannte und neue Musik mit einer scheinbar unbeschränkten Palette an Klangfarben näherbrachte.

@ Diana Blome, Kunsthistorikerin

22. April 2015 - Kunst und Kommerz

Podiumsgäste
Stefan von Bartha, Galerie von Bartha, Basel
Jean-François Heim, Galerie Heim, Basel
Claudius Ochser, Präsident Kunsthandelsverband der Schweiz

Moderator
Stefan Puttaert, Senior Director Sotheby's, Head of Zurich Office

 

Zum Thema Kunst und Kommerz versammelten sich am 22. April 2015 zahlreiche Mitglieder der Dialogues de l’Art in den Räumen der Galerie Berney Fine Arts. Auf dem Podium befanden sich Stefan Puttaert, Senior Director Sothebys und Head Zurich Office, Claudius Ochsner, Präsident des Kunsthandelsverband Schweiz sowie die Galeristen Stefan von Bartha und Jean-François Heim.

Obwohl in der Kunstszene oft als Gemeinplatz abgetan, stehen hinter dem Thema Kunst und Kommerz brandaktuelle Fragen. Kommerz bedeutet Handel und Handel bedeutet Gewinnerzielung. Kunst scheint sich jedoch aufgrund seines ideellen und auf subjektiven Massstäben beruhenden Wertes, nicht leicht in ein marktwirtschaftliches Raster pressen zu lassen. War Kunst in der frühen Neuzeit ein Weg, um religiöse oder politische Inhalte auszudrücken, so wurde das Sammeln gefragter Werke in den vergangenen Jahrzehnten zur Prestige-Angelegenheit. Wer sich ihren Besitz im Allgemeinen und von bestimmten Künstlern im Besonderen leisten kann, signalisiert finanzielle und kulturelle Macht.

Die daraus folgende Gleichsetzung von Kunst und Luxus liess einen Markt entstehen, der Galeristen, Händler und Auktionshäuser vor ständige Herausforderungen stellt und neue Ideen fordert. Sie alle versuchen, in einem sich stets wandelnden Umfeld das Interesse der Kunden zu gewinnen und von der volatilen Ressource Kunst zu leben. Mächtigster Mit- aber auch Gegenspieler ist das Internet, das zwar zu einem offeneren Markt und einer breiteren Nachfrage führt, jedoch auch Tempo und Konkurrenz rapide ansteigen lässt. Häufig genannt wurde die Möglichkeit eines Suchabonnements für den Lieblingskünstler, mit dem das Netz weltweit nach Angeboten durchforscht werden kann.

Um als Auktionshaus oder Galerist seine Kundenbindung dennoch nicht zu verlieren, müssen kreative Wege gefunden werden. Einer führt zu einer neuen Art des Kunst-Events, bei dem Auktionshäuser mit angesagten DJs und Locations den Kunden die Kunst im Erlebnisformat nahebringen. Grosse Auktionshäuser spezialisieren sich auch vermehrt auf eine ganzheitliche Kundenbetreuung, bei der nicht nur Kunst aus dem Spitzensegment interessiert, sondern zur Vermarktung via Internet ganze Nachlässe verwaltet werden. Dabei wird auch eine Zusammenarbeit mit ebay nicht gescheut, um jedes Objekt bestmöglich zu platzieren. Die Gefahr, dass der Markt irgendwann austrocknet, scheint gemäss den Podiumsteilnehmern nicht zu bestehen. Die berühmten vier D’s – divorce, debt, death, diversification – gelten den Händlern und Auktionshäusern als Garanten für ein nachhaltiges Angebot hochkarätiger Kunst. Neue Käufer aus China haben in den vergangenen Jahren auch den asiatischen Raum zu einem wichtigen Kunst-Hub werden und die Nachfrage steigen lassen.

Podium wie Gäste sind sich einig, dass die durch den Markt diktierten Preise einem Trend unterliegen, der den Wert in kurzer Zeit massiv variieren lässt. So beobachtet man heute zum Beispiel, wie das aus der Mode gekommene Meissen-Porzellan in den vergangenen Jahren wieder beträchtlich an Wert gewinnen konnte. Dass die Preise der zeitgenössischen Kunst jedoch stets jene der antiken und frühneuzeitlichen überflügelt, ist ein kontinuierliches Phänomen. Anstelle eines Warhols – so Galerist Jean-François Heim – könne er einem Kunden eine komplette Sammlung alter Kunst aufbauen.

@ Diana Blome, Kunsthistorikerin